Freitag, 11. Januar 2008

Dieses Gefühl...

Die kleine Snowy saß mit einem Becher heißen Cino im dunklen Bau. Sie war müde und machte gerade eine Pause von ihren Aufgaben. Ihre Unterhaltung mit ihrem getreuen Krieger am gestrigen Abend machte ihr zu schaffen. Er hatte sie förmlich angefleht, noch etwas länger auf zu bleiben und ihn noch nicht allein zu lassen. Snowy hatte ja auch nicht gehen wollen, aber es war einfach eine Notwendigkeit gewesen. Die Sehnsucht war da, doch nun mischte sich zunehmend eine Spur Mitleid hinzu, was Snowy gar nicht gefiel. Sie wollte ihn nicht bemiteiden, ihn nicht erbämlich unterwürfig sehen. Sie wollte diese Bitterkeit und Härte, die sich gerade in ihr ausbreiteten, nicht spüren.
In diesem Augenblick wünschte sie sich wirklich, er hätte noch etwas länger gewartet. Auch wenn Snowy gelitten hatte ohne ihn... so wie er gestern war, wollte sie ihren Krieger nicht sehen.

Dienstag, 8. Januar 2008

Gedankengefängnis

Die Gedanken an die Inquisitoren ließen Snowy nicht los, auch wenn es eigentlich genug Anderes gäbe, worüber sie nachdenken könnte. Ihr getreuer Krieger schickte ihr wieder Botschaften. Völlig unerwartet und überraschend. Snowy war auch etwas verkrampft gewesen, als sie seit Tagen die erste Nachricht von ihm erhalten hatte. Aber die Inquisitoren beschäftigten sie einfach mehr.
Dann war neulich - ein oder zwei Tage vor der Botschaft - ohne ersichtlichen Grund ein Becher aus dem Regal in der Küche gefallen. Snowy hatte erst kurz zuvor etwas über Psychokinese gelesen, was besagte, dass solche Ereignisse auf psychische Probleme bei einer magiebegabten Person ausgelöst weren konnten. Also unbewusstes Bewegen von Gegenständen mittels mentaler Fähigkeiten.
Aber so interessant diese Theorie über vielleicht doch vorhandende magische Fähigkeiten auch war... Snowy grübelte die ganze Zeit, ob diese Vision oder wie man die Bilder, die sie in ihrem Versteck vor ihrem inneren Auge gesehen hatte sonst noch nennen konnte, der Realität entsprachen oder ob es nur ein Produkt ihrer Vorstellung davon war, was wohl passiert sein könnte. Sie fand die Situation nur schwer zu verarbeiten oder zu deuten. War der Inquisitor nun tot? Suchte man nach ihr? Was wenn sie dem Großinquisitor begegnete? Würde er ihr etwas antun? Würde er sich überhaupt an sie erinnern? Nun, das wohl ganz sicher. Inquisitoren waren darauf geschult sich so viele Informationen und Details zu merken, wie nur irgend möglich. Ihre Wahrnehmung war schärfer als die normaler Menschen.
Snowy stand völlig neben sich. Ihre Gedanken waren das reinste Chaos.
Sie saß im dunklen Bau und sah sich immer wieder paranoid um, wenn sie auch nur das geringste Geräusch vernahm. Sie wollte endlich nach Hause. Es war schon dunkel draußen, was ihr gar nicht gefiel. Normalerweise liebte Snowy die Dunkelheit, doch nach dem Erlebnis wusste sie nicht so recht, was sie zur Zeit von Dunkelheit halten sollte.

Montag, 7. Januar 2008

Inquisition

Es war abends. Die kleine Snowy wollte noch etwas in einem der öffentlichen Gebäude erledigen. Sie öffnete die Eingangstür und stand völlig überraschend einem Inquisitor gegenüber. Er war mindestens zwei Meter groß und brachte es mit seinem schwarzen Hexenjägerhut noch auf etwa fünfzig zusätzliche Zentimeter. In seinem blutroten Samtgewand war er ein sehr eindrucksvolles Bild. Er war in eine Robe gehüllt, zu der ein Überhang gehört, der seine Schultern noch breiter erscheinen ließ, als sie ohnehin schon waren. Dieses Kleidungsstück bekleidete den Inquisitor etwa bis zur Hälfte seiner kräftigen Oberarme. Es war mit drei schwarzen Lederschnallen vorne verschlossen und ließ mit dem Stehkragen das schmale Gesicht noch schmaler erscheinen.
Auch das Gesicht flößte Snowy nicht weniger Respekt ein, als der Rest der imposanten Erscheinung. Dunkle Bartstoppeln zierten es . Die Augen waren kühl und doch feurig funkelnd zugleich. Ein Schimmer von Wahnsinn leuchtete ab und zu in ihnen auf. Schwarze Haare fielen auf seine Schultern.
Völlig vom Eindruck der Persönlichkeit vor ihr überwältigt basann Snowy sich der Verhaltensregeln für so eine Situation. Sie kniete nieder. Ihre rechte Hand ergriff die linke des Inquisitors, um sie zu ihren Lippen zu führen. Sie wollte seinen Ring, das Symbol seiner Stellung, küssen, wie sie es gelernt hatte. Doch kurz bevor ihr Mund den Ring berühren konnte, glitt dieser zu Boden.
Snowy spürte, das überlegene Grinsen des Inquisitors, ohne zu ihm hinauf sehen zu müssen. Seine Augen leuchteten. Wahnsinn. Genuss der Macht... des Erniedrigens.
Snowys Lippen berührten den Handrücken des Mannes vor ihr mit einem bitteren Gefühl der Demütigung, bevor sie den Ring aufhob und ihn wieder an seinen rechtmäßigen Platz steckte.
Sie erhob sich und nach einigen Augenblicken des Schweigens fing der Inquisitor an, sich mit ihr zu unterhalten. Unsicher nahm Snowy seinen Arm, wie es sich gehörte. Er führte sie durch die dunklen Gänge, bis sie zum Auditorium kamen. In dem großen Hörsaal war es düster. Nur die Fackeln oben an den Wänden erhellten die Halle ein wenig, doch blieb das untere Drittel im Dunkeln.
Sie gingen die steile Treppe des Mittelgangs nach unten. Etwa nach einem Viertel des Weges konnten sie eine Gestalt erkennen, die ihnen aus den Schatten entgegen kam.
Es war der Großinquisitor, der seinem Untergebenen in Respekt einflößendem Erscheinen in nichts nachstand. Er trug die gleiche Kleidung, doch aus schwarzem Samt mit einer roten Unterfütterung.
Er verzog keine Miene, als die drei sich auf dem kleinen Podest in der Mitte der Treppe trafen.
Zeitgleich verbeugten sich Snowy und der Inquisitor vor dem Mann in Schwarz, bevor sie niederknieten, um ihm die Hände zu küssen.
Keine Regung in seinem Gesicht, als sie wieder vor ihm standen. Snowy fühlte sich unwohl. Der Großinquisitor verängstigte sie noch mehr, als die Person in Rot neben ihr.
Vorsichtig und beinahe unbewusst, tasteten Snowys Finger nach denen des Inquisitors, der sanft ihre Hand drückte. Ihn schien die Situation genauso zu bedrücken wie Snowy.
Plötzlich ertönte die volle, tiefe Stimme des Großinquisitors, der zu zählen begann. "Eins, zwei,..." hallte es von den Wänden wieder. Versteckte Türen öffneten sich oben in den Wänden, aus denen dunkle Gestalten heraus traten.
Snowy wurde bewusst, was hier vor sich ging und dachte sich "Jetzt oder nie!".
Jetzt!
Sie drehte sich um und rannte die Treppe nach oben und im letzten Moment aus der sich schließenden Tür. Sie rannte und rannte weiter durchs Dunkel, bis sie eine Scheune erreichte, in der sie sich versteckte.
Was nun? Würde man nach ihr suchen? Hatte sie etwas verbrochen? War es wegen ihrem Interesse an Magie? Nein, das konnte es nicht sein. Magie wurde schon lange nicht mehr geächtet... nicht die Art, mit der Snowy sich beschäftigte.
Sie machte sich ganz klein, in der Ecke, in der sie sich verkrochen hatte und schlang die Arme um ihre Beine. Dann schloss sie die Augen. Was war wohl mit dem Inquisitor geschehen? Er schien nicht weniger überrascht gewesen zu sein als sie.
Auf einmal schoss ihr ein Bild durch den Kopf: Der Inquisitor kniete demütig vor seinem Meister und bat stumm um Gnade. Dann flog eine messerscharfe Metallscheibe auf ihn zu, die eine der Gestalten in den versteckten Türen geworfen hatte.
Sie öffnete die erschrocken die Augen. Wäre das auch mit ihr passiert, wenn sie nicht geflohen wäre? Wäre sie unschuldig für den Machthunger des Inquisitors mit hingerichtet worden, nur weil sie zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen wäre?

Freitag, 4. Januar 2008

Geht das denn?

Nach dem eigenartigen Erlebnis der immer fröhlichen Fee mit scheinbar nicht vorhandenen, läutenden Wesen, überlegte Snowy, ob sie nicht vielleicht doch über magische Fähigkeiten verfügte... auch wenn sie nicht wirklich davon ausging, dass sie wenn auch unbewusst für die Geschichte mit dem Geläut verantwortlich war.
Besonders interessierte sich Snowy - ausgelöst von besagtem Vorfall - für das körperlose Reisen. Sie hatte sich einige Zauberbücher besorgt, um Informationen zu sammeln und vielleicht soltle sie auch nich die psychopathischen Zauberer zu Rate ziehen. Möglicherweise hatte er schon Erfahrungen mit dieser Art von Magie gemacht.

Nachdem Snowy nun das erste Buch gelesen hatte, stellte sie fest, dass sie dem Ganzen wohl schon recht nahe war, da angeblich eine Form des "bewussten Träumens", die sie selbst gelegentlich erlebte, ein guter Ausgangspunkt für so eine körperlose Reise sein sollte. Doch im nächsten Buch schon machte sich in ihr die überzeugung breit, dass das alles wohl nur verschiedene Formen des Träumens waren und denen man mehr oder weniger bewusst agieren konnte.

Vielleicht wäre es doch interessanter, sich in Telepathie, Telekinise oder gar Teleportation zu versuchen.

Donnerstag, 3. Januar 2008

Da stimmt doch etwas nicht!

Als Snowy heute morgen im dunklen Bau angekommen war, überraschte sie die immer fröhliche Fee mit einer eigenartigen Geschichte: Die Fee hatte Snowy am Vortag gefragt, ob diese sie nicht vielleicht heute morgen auf dem Weg in den Bau abholen wolle. Sie müsse nur beim Häuschen der Fee läuten, dann würde diese gleich hinaus kommen. Doch Snowy war spät dran gewesen und hatte darum den kleinen Umweg zum Häuschen der Fee nicht mehr machen wollen. Allerdings hatte es trotzdem bei der Fee geläutet, die dann auch die Tür öffnete aber zu ihrem Erstaunen weder Snowy noch sonst jemanden daußen vorfand.
Einige Vermutungen wurden angestellt über ungeduldige Briefboten oder freche Kinder, aber so richtig gut waren diese Erklärungen alle nicht.
Der kleinen Snowy kam noch eine andere Idee, doch die schien ihr noch weiter hergeholt: Was wäre denn nun, wenn es doch Snowy gewesen war, die geläutet hatte? Unbewusst und los gelöst von ihrem Körper.
Sicher, es war mehr als unglaubwürdig. Aber was wäre, wenn doch? Langsam erschien Snowy nichts mehr wirklich unmöglich zu sein.

Mittwoch, 2. Januar 2008

Ein Jahr ist vorbei...

...und Snowy war heute wieder einigermaßen bei Sinnen. Die letzten Tage war sie nicht immer ganz bei sich gewesen. Die Sehnsucht nach ihrem Krieger hatte sie gequält und letzte Nacht wieder einmal an den Rande des Wahnsinns getrieben. Doch als sie dann diesen Morgen eine Nachricht mit guten Wünschen von Krieger vorfand, ging es ihr gleich besser.
Snowy wusste, dass es kein endgültiger Abschied gewesen war und sie wohl irgendwann wieder richtig miteinander reden konnten.